Die oft monumentalen Skulpturen und Installationen der mexikanischen Künstlerin Helen Escobedo (1934 – 2010) sind auf fast allen Kontinenten vertreten. Sie selbst lebte und arbeitete in Berlin und Mexiko City, war Museumsdirektorin in Mexiko City und Kuratorin internationaler Ausstellungen. So ist es nicht verwunderlich, dass sich auch ihr eigenes Schaffen internationalen Themen widmete. In den 1990’er Jahre wurden Escobedos Installationen zunehmend politisch. Marea nocturna, Boote aus Draht und mit Kokosnussschleudern bewaffnet, „sichern“ den Strand von Tijuana an der US – Grenze, um Immigranten abzuwehren.

Helen Escobedo, Die Flüchtlinge, 2001, © Frauenmuseum Bonn

Helen Escobedo, Die Flüchtlinge, 2001, © Frauenmuseum Bonn

Die Arbeit Die Flüchtlinge ist von 2001, doch relevanter denn je. Menschliche Figuren, zusammengebunden aus Stoffresten, ziehen in einer langen Kolonne ihres Wegs. Die Fetzen am Leib zeugen von Not. Ihre Körper und Köpfe sind gebeugt, auch voneinander nehmen sie keine Notiz. Trotz der bunten Farben ist die Atmosphäre düster und trist. Keine Gesichter, kein Wort, keine Bewegung. Nur die stille, mahnende Monumentalität der 58 Figuren auf ihrem ‚persönlichen Kreuzweg‘. Sie wirken lebloser als der über 22 Meter lange Reigen der Toten und Geistlichen, der als Fresko über ihren Köpfen die Kirche ziert. Escobedos Figuren stehen für Millionen von echten Menschen, die fliehen müssen. Durch diese Ruhe bekommen die Betrachtenden die Möglichkeit, sich „greifbar“, nah, emotional und persönlich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Inszeniert in einer Kirche, die der Gottesmutter Maria und damit einer der berühmtesten Flüchtlings-Frauen geweiht ist, strahlt das Werk auch von gegenwärtigen Fragestellungen in die Geschichte zurück.