Das Kölner Künstlerpaar Anna und Bernhard Blume wurde u.a. für ihre humorvoll-erzählerischen Fotoserien bekannt. Sie inszenierten Klischee-Orte des Kleinbürgertums – Wohnzimmer, Küche, Wald. Darin bewegten sich die Künstler wie Slapstickkomödianten. Sie ironisierten und überzeichneten die gewohnte Lebenswelt, indem sie alltägliche Situationen chaotisierten. Die Komik erwacht zur Inspirationsquelle für den Intellekt.
Gemeinsam ist diesen Serien auch ein durchgängiges formales Prinzip: Großformatige schwarz-weiß Fotoabzüge werden in Reihe gehängt, gleich eines Polyptychons. Optisch verbinden sich die Einzelbilder durch fortgeführte Achsen und Linien. Die Fotografien muten teils konstruktivistisch, teils futuristisch an. Sie wirken durch starke schwarz-weiß-Kontraste und große Flächen. Die Blumes arbeiteten mit Unschärfen, Aufnahmen in Bewegung und Verfremdungen und lösten dadurch die Bilder von vermeintlichen Realitätsdarstellungen.
Anna und Bernhard Blume, beide Jahrgang 1938, lernten sich als Studenten an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf kennen, wo sie von 1960 bis 1965 studierten. Später heirateten, lebten und arbeiteten sie zusammen, bis Bernhard Blume 2011 verstarb.
Kurz zuvor entstand die Arbeit „Kreuzweg“, die nun im Rahmen von SEIN.ANTLITZ.KÖRPER. in St. Marien zu sehen ist. Wie in der Großbildserie „de-konstruktiv“ (2005 -2007) ist sie vordergründig ein Spiel mit Balken und geometrischen Formen. Doch diese Balken sind zu Kreuzen verbunden. Ein Andreaskreuz, ein griechisches Kreuz und Taukreuze sind auf den vier Bildtafeln auszumachen. Während Bernhard Blume ‚sein Kreuz‘ schultert und emporblickt, inszeniert sich die Künstlerin als erschreckte, vielleicht zum Himmel flehende, Maria Magdalena. Die beiden spielen die Passion – und trauen sich damit an die Kernbotschaft eines weiteren kleinbürgerlichen Ortes, die Kirche.
Foto: Anna und Bernhard Johannes Blume, Kreuzweg, 2011, 4-teilig, Fotoprinz, je 180 x 110cm, Courtesy KULTUMdepot Graz, aus: IRREALIGIOUS! Parallelwelt Religion in der Kunst (2011/12), © VG Bild-Kunst, Bonn 2016, Foto: Marcus Schneider
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