Der Künstler Michael Endlicher lebt und arbeitet in Wien. Er ist Mitglied des Wiener Künstlerhauses und Teil des dort ansässigen Kollektivs Celle, sowie mit Cynthia Schwertsik zusammen das Künstlerduo CEMS. Nicht uninteressant ist zu erwähnen, dass Endlicher ein abgeschlossenes Studium der Betriebswirtschaft vorzuweisen hat, arbeitet er doch als Künstler konzeptionell und zahlenmengen-affin.
Inspiriert von Christian Reders Buch Wörter und Zahlen. Das Alphabet als Code., entwarf Endlicher das Konzept für seine Dramenbleche, die wir in der Ausstellung in der Neuen Synagoge zeigen. Weiß auf Schwarz sind jeweils untereinander eine Zahl und drei Worte in das Blechschild geprägt: „89 / URKNALL / VIRUS / RELIGION“ oder „121 / JAHRESZEIT / DISSONANZ / APOKALYPSE“. Sie folgen der Logik des alphanumerischen Codes. Das ist eine bis in die jüdische Kabbala reichende Technik, nach einer Mystik des Wortes zu suchen und sie scheinbar rational zu begründen. Hierbei wird jedem Buchstaben wird der ihm entsprechende Zahlenwert im deutschen Alphabet zugeordnet: a = 1, b = 2, c = 3 … z = 26. Die Einzelwerte zusammengezählt ergeben bei allen drei Worten eines Bleches die oben genannte Zahl (VIRUS = 22 + 9 + 18 + 21 + 19 = 89).
Die vom Künstler gewählten Wortverwandtschaften erzeugen poetische „Minidramen“ oder wie der Regieplott für ein Bühnenstück, den Zufall, das Leben? Endlicher behauptet, dass die Quersummenwörter irgendwie zusammenpassen, mehr noch: dass sie eine innere Dramatik entwerfen. SCHMUTZ MEDITATION und OBERSCHICHT zum Beispiel. Oder JAHRESZEIT DISSONANZ APOKALYPSE. Das ist natürlich eine willkürliche Setzung. Aber genau darin ist es Kunst, Konzeptkunst. Beklemmend nur, wie sich aus einem klugen Spiel die wirklichen Dramen des Lebens, der Existenz, des Kosmos, der Sexualität, der Herrschaft, des Klimawandels usw. offenbaren.
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