Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum
Oranienburger Straße 28/30
10117 Berlin
THE REPETITION OF THE GOOD. THE REPETITION OF THE BAD.
8. Juli bis 4. September 2016
Mit Werken von Danica Dakić, Martin Eder, Michael Endlicher, Mwangi Hutter, Alicja Kwade, Nina Kovacheva, Erik van Lieshout, Claudia Schink, Serse, Moritz Stumm, Lidwien van de Ven, Junko Wada, Uwe Wittwer,
John Young, Daniel Amin Zaman + Peter Riek als Gast
Öffnungszeiten: Mo-Fr 10.00 – 18.00 Uhr, So 10.00 – 19.00 Uhr
Alle monotheistischen Religionen kennen in ihren Riten Bittgebete um ein gedeihliches Leben auf Erden. Gott wird von den Beterinnen und Betern angerufen in physischer Not, aber auch in schierer Angst, die die Psyche angreift. Wie viele Menschen, die unendliches Leid durch Flucht und Vertreibung erfahren haben, können davon Klagelieder singen? In der hebräischen Bibel, im Neuen Testament und im Koran geht es stets darum, die für die jeweilige Tradition bedeutsame Vergangenheit so zu erinnern, dass sie dem kulturellen Gedächtnis der Menschen nicht verloren geht.
Der Ausgangspunkt für die Präsentation ist ein großer bespannter Rahmen im Ausstellungssaal des Centrum Judaicum. So wird auf das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte hingewiesen und auf den Verlust, den die Berliner jüdische Gemeinschaft durch die nationalsozialistische Gewaltherrschaft erlitten hat. In kleinster dunkler Schrift sind die Namen der fast 55 000 ermordeten Berliner Jüdinnen und Juden zu lesen. In hellerer Schrift erscheinen diejenigen, die die Verfolgung überlebt haben, weil sie mit einem nichtjüdischen Partner verheiratet waren sowie deren Kinder sowie diejenigen, die im Untergrund überlebten.
Zu allen Zeiten wurde und es wird bis heute im Namen von Religionen und Weltanschauungen gemordet, obwohl das Gebot der Nichttötung eines anderen Menschen universell gilt. Sind Gebete nicht Schall und Rauch, wenn nicht einmal allgemein menschliche Regeln eingehalten werden? Was nützen heilige Bücher, Riten und Rituale, wenn es keinen inneren und äußeren Frieden gibt? Wann hat der Kampf zwischen Gut und Böse ein Ende? Sind nicht vielmehr alle Menschen eingeladen, sich auf einen gemeinsamen Weg zur Bewahrung der Schöpfung aufzumachen?
Die Recherchen des Kurators konfrontieren uns mit Kunstwerken, deren Schöpfer die Spannungen der heutigen Welt gut kennen. Es ertönen keine politischen Plattitüden. Die künstlerische Reflexion bildet den Hintergrund, vor dem Rituale und religiöse Traditionen befragt werden. Es entsteht eine zeitgenössische Collage mit offenem Anfang und offenem Ende.
Text: Dr. Chana Schütz
ENGLISH VERSION
All monotheistic religions have prayers of supplication as part of their traditions. God is beseeched by worshippers in physical need, but also by worshippers whose minds are gripped by fear. How many people can sing lamentations of their unending suffering through forced migration and expulsion? The Hebrew Bible, the New Testament and the Koran all concern themselves with the remembrance of their past with the aim of ensuring that the cultural memory of the people is not lost.
The exhibition, which is set against the backdrop of the darkest chapter of German history, addresses the profound loss that the Jewish community of Berlin suffered under the National Socialist dictatorship. The point of departure for this presentation is a huge frame in the exhibition hall of the Centrum Judaicum. Within this frame, the names of almost 55 000 murdered Berlin Jews are read in the smallest darkest letters. In brighter text appear those who survived the persecution, due to being married to a non-Jewish partner, having a non-Jewish parent, or by going into hiding.
Throughout time, up to the present day, murder is carried out in the names of religion and ideology, despite laws banning killing being universal. Are prayers not hollow words, if not even global human laws are respected? What use are holy books, rites and rituals, when there is no inner and outer peace? When will the struggle between good and evil end? Is not the result actually that people are invited to set out on a common journey towards the protection of the Creation?
The research of the curator confronts us with artworks, whose creators well understand the tensions of today’s world. There will be no political platitudes. The artistic reflection sets the scene in which ritual and religious traditions are addressed. What arises is a contemporary collage, with an open beginning and an open end.
Text: Dr. Chana Schütz
LIST OF ARTISTS
Danica Dakić | Martin Eder | Michael Endlicher | Mwangi Hutter | Alicja Kwade | Nina Kovacheva | Erik van Lieshout | Claudia Schink | Serse | Moritz Stumm | Lidwien van de Ven | Junko Wada | Uwe Wittwer |John Young | Daniel Amin Zaman | Peter Riek