Bis heute ist Jakob Mattner auf der Jagd nach dem Licht. Sei es in seinen Installationen, Gouachen, Collotypen, Glasreliefen, Bodenreflexionen oder in seinen Acrylhinterglasmalereien. Es scheint, als würde er es sich dabei besonders schwer machen, wenn er sich z.B. vornimmt, Schneelicht einzufangen. Das ist eine Herausforderung, die er sich ebenso stellt wie die Spiegelung des Mondes und seiner Sichel.
Jakob Mattner hat 1967 – 1972 an der Hochschule der Künste in Berlin Bildhauerei und Malerei studiert. Die Arbeit in St. Adalbert ist ganz traditionell in Öl auf Leinwand gemalt. Die Form des Triptychons lässt auf einen religiösen Hintergrund schließen. Christliche Altarbilder stehen traditionell inmitten des Chorraums einer Kirche auf einer Predella (Sockel). In der alten Liturgie schaute der Priester das Bild während der Eucharistiefeier in Andacht versunken an. Es diente ihm dazu sich ganz auf sein heiliges Tun zu konzentrieren.
Prachtvolle gotische Altäre haben oft ein bestimmtes Thema. Wenn es sich um eine Marienkirche handelt, werden z.B. die verschiedenen Stationen ihres Lebens dort abgebildet sein. Dabei werden auch die Feste des Kirchenjahres berücksichtig. Wenn der Altar geschlossen ist, sind es zuweilen Malereien, die in Grisaille (grau, schwarz, weiß) ausgeführt wurden. Diese Tradition der Grisaille Malerei findet sich auch bei Kirchenfenstern wieder, z.B. im Kreuzgang im niederösterreichischen Stift Heiligen Kreuz. Es ist das weltweit zweitälteste Zisterzienserkloster, das seit seiner Gründung 1133 besteht.
In seiner frühen Phase als freier bildender Künstler scheint sich Mattner dieser Tradition der Grisaille Malerei erinnert zu haben. Sein Tuch, das die Motive verdeckt, wirft interessante Schatten. Mitte der 70er Jahre ist sein Bild eine kühne Antwort auf eine Zeit, in der die Abstraktion auf den Kunstmessen im Trend lag. Das Bild ist vermutlich eine bewusste Provokation, in einer Zeit, in der die Mao-Bibel auch in Berlin verbreitet war. 1976 starben, um nur zwei Namen zu nennen, z.B. die deutschen Maler Josef Albers (*1888) und Fritz Winter (*1905). Ihr Werk steht für die abstrakte Malerei einer Zeit, die das gesamte 20. Jahrhundert stark geprägt hat.
1977 erhält Mattner den Villa-Romana-Preis der Stadt Florenz. Wie wird der heute 70-jährige Maler über seine frühen Arbeiten denken? Wollte er sich absetzten von den Malern seiner Zeit, indem er dezidiert die christliche Tradition ins Spiel brachte oder wollte er die Kunst seiner Zeit in der Kunstgeschichte verorten und dadurch aufwerten? Wollte er sich damals im Sinne der 68er Generation von allen Bildern aus der Vergangenheit verabschieden, um sich neuen Bilderwelten zuzuwenden? Oder wollte er die kunstwissenschaftliche Frage des Bildes nach dem Bild neu aufrollen? Stellt er sich am Ende die Frage nach der Darstellbarkeit Gottes, die das Christentum seit ihrer Entstehung begleitet? Fragen zu stellen war schon immer eine wichtige Aufgabe der Kunst.
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