Nguyen Quang Huy wurde 1971, mitten im Vietnamkrieg, geboren. US-Amerikaner bombardierten den Norden Vietnams, die Bevölkerung suchte Schutz. Und so geschah es, dass Nguyen in der buddhistischen Pagode Chua Thay, auch Pagode des Meisters oder Pagode des himmlischen Glücks genannt, das Licht der Welt erblickte. Die Erfahrungen der ersten Stunden seines Lebens prägten ihn tief.
Anfang der 1990’er Jahre absolvierte Huy ein Studium der Malerei an der Hochschule der Schönen Künste in Hanoi und gehörte zu der ersten Generation Künstler Vietnams, die nach DOI MOI (1986) unabhängig vom vietnamesischen Künstlerverband ihre Arbeiten international zeigten.
Zu seinen frühen Arbeiten gehört eine Reihe von Buddha-Blättern. Mit Sorgfalt und Bedächtigkeit geht Huy ans Werk, was schon in der Auswahl des Trägermediums – handgeschöpftes, vietnamesisches Papier – beginnt. Darauf malt er mit Aquarellfarben Buddhas, wieder und wieder. In täglicher Übung und Meditation arbeitet er sich ab an der ihm lebensbestimmenden Form. Es entsteht beispielsweise Buddha (1997), eine ruhige, in sich geschlossene, doch durch die Farbigkeit als lebendiger Kreislauf markierte Form, im himmlischen Blau und völlig unbeeindruckt von den schwarzen spitzen Zacken, die sie gänzlich umgeben. Mitunter durchströmt auch das Dunkle wasserfallartig die Figur (o.T., 2001) oder Buddha setzt sich aus mehreren Blättern zusammen in einer Art, die die Nahtstellen zum Bildgegenstand werden lässt (o.T., 1997; Buddha is born, 1997).
Zutiefst persönlich artikuliert Nguyen Quang Huy in seinen Bildern seine Beziehung zu Vietnam, indem er die bedeutendsten kulturellen Bilder seiner Geschichte untersucht. Buddhistische Grundformen vorkolonialer Traditionen oder auch die hinlänglich bekannten Ikonografien werden durch ihn neu besetzt. Seine Bildserien sind Variationen einfacher biomorpher Formen und undechiffrierte Schriftzeichen, die auf die Unendlichkeit der Möglichkeiten anspielen, die ihm jede Form, jede Idee bietet. Ihn interessiert das Unfassbare, das Uneindeutige, das, wie er selbst sagt, ohne Halt und Sicherheiten existiert, dem Zufall unterliegt und rätselhaft bleibt. Seine Arbeiten vermitteln sich als Prozess. Sie sind ständig im Wandel begriffen, ohne Anfang und ohne Ende und somit Beispiele dafür, wie Einfachheit und Tiefe Betrachter verunsichern können.
In der St. Canisius-Kirche treten die Arbeiten Huys buchstäblich aus dem Licht heraus in den Dialog mit einem zeitgenössischen Gebetsraum des Christentums und fördern erstaunliche Gemeinsamkeiten und neue Fragestellungen zu Tage.
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