Anfang der 2000er Jahre schuf die 2010 verstorbene mexikanische Künstlerin Helen Escobedo ihre große Installation ‚Los Refugiados‘ – ‚Die Flüchtlinge‘. Die aus Holz, farbigen Stoffresten und Draht gefertigten Skulpturen erinnern heute an die uns täglich begegnenden Film- und Fotoaufnahmen von Flüchtlingsströmen. Aber auch Bilder des im Alten Testament beschriebenen ‚Auszugs aus Ägypten‘ und anderer Völkerwanderungen werden als Teil des ikonografischen Weltgedächtnisses assoziiert.

Nun sind die lebensgroßen Figuren aus dem ‚Totentanz-Raum‘ der benachbarten St. Marienkirche in die Tauf- und Traukirche des Berliner Doms eingezogen und sind dort zum Nachfolger der Präsentation der von Dieter Mammel gemeinsam mit Flüchtlingskindern gestalteten Installation ZEIG MIT WOHER DU KOMMST geworden.

Entstand die jetzt im Dom gezeigte Skulpturengruppe einst für das Frauenmuseum Bonn, griff Escobedo – dieses Mal in Mexiko – das Thema ‚Flucht‘ erneut auf. Mit der aus 101 Figuren bestehenden Anordnung ‚Éxodos‘ schuf sie eine großformatige –formal gleiche Arbeit- die auf der Plaza Juárez vor der Alamada Central, im Zentrum der mexikanischen Hauptstadt präsentiert wurde und wie ein ‚Störfaktor‘ funktionierte.

Escobedo pflegte dauerhafte Beziehungen zwischen Mexico und Deutschland, zwischen Mexico City und Berlin. Das nun im Berliner Dom ausgestellte Kunstwerk gilt als herausragendes Beispiel für das nachhaltige, auch soziale Engagement im Werk der Künstlerin und steht für ihre ‚mexikanisch-deutsche‘ Periode.

Helen Escobedo, Die Flüchtlinge, 2001, © Frauenmuseum Bonn, Fotos: Marcus Schneider

Helen Escobedo, Die Flüchtlinge, 2001, © Frauenmuseum Bonn, Fotos: Marcus Schneider