Junko Wada ist Japanerin und lebt in Berlin. Die Performerin, Konzeptkünstlerin und Malerin reflektiert in ihrer Arbeit wiederkehrend ihre japanische Tradition und deren kulturelle Äußerungen. Taika Fujimara, Dichter und Spross einer mächtigen, eng mit dem japanischen Kaiserpalast verbundenen Familie, lebte zur Zeit der Heian-Periode (794 – 1185). Einer Zeit, in der sich Literatur und Kalligrafie verbanden und großartige Kunstwerke entstanden, wie eine Textsammlung von hundert Poeten, die je ein Gedicht beifügten. Diese wurde von Fujimara zusammengestellt, der Maler Katsushika Hokusai illustrierte sie zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit zeitgenössischen Darstellungen japanischer Landschaften und Szenen der Gesellschaft.
Vor einem Jahr begann Junko Wada mit einer eigenen Interpretation dieser Gedichte. Fast in Form einer Übung malt sie kleine, sich immer wiederholende Formate, die wir nun in der Neuen Synagoge Berlin zeigen. Die so entstandenen abstrakten Bilder lösen sich für den Betrachter von der zu Grunde liegenden Lyrik; für die Künstlerin bleiben sie freilich gegenstandslose Assoziationen zu den von ihr gelesenen Texten. Aus mehr als hundert gefertigten Bildern wurden 48 ausgewählt und in Blöcken auf dunkelrote Flächen gehängt. Die Auswahl der Bilder wie auch die Reihung der Hängung folgt dem Zufallsprinzip und gibt einen Blick auf das Gesamtwerk der Künstlerin frei.

Foto Ausstellungsansicht: Junko Wada, 48 von 100 Gedichten, 2016, Courtesy Artist, Foto: Marcus Schneider

Juno Wada, Alexander Ochs, Eröffnung der Ausstellung, 7. Juli 2016

Juno Wada, Alexander Ochs, Eröffnung der Ausstellung, 7. Juli 2016