Die Idee, aus Materialien Kunst zu machen, die niemand mehr braucht, ist nicht neu. Worin die hohe Kunst allerdings besteht, ist es, solche Materialien auszuwählen, die in ihrer Zusammensetzung so wirken, als habe man eine Skulptur aus einem Guss vor sich. Eine Ikone dieser Art ist die Assemblage Stierkopf (1942) von Picasso, eine einfache Lenkstange und ein Fahrradsattel. Sein Pavian mit einem Spielzeugauto als Kopf war für Konrad eine Offenbarung.
Wer mit alten Gegenständen von Flohmärkten, vom Sperrmüll, vom Speicher Kunst machen will, muss sehr genau arbeiten, um nicht Banalitäten zu kreieren. Die künstlerische Gestaltungskraft muss so stark sein, dass die vorgegebenen Dinge in eine neue Dimension überführt werden können. Am Ende sollte es gar keine Rolle mehr spielen, wo das Material für die Kunst herkommt.
Konrad arbeitet gerne in Serie. So auch in St. Adalbert. Die Werkgruppe lässt mal an ein Ambo (Lesepult) oder an einen Taufbrunnen denken. Ein Flakturm kommt nur jenem Betrachter in den Sinn, der einen solchen Gegenstand kennt. Darauf setzt der Künstler. Eine aus dunklem Holz zusammengesetzte Figur kann zur African Queen (2012) werden. Aber Titel sind Schall und Rauch. Wo Autostangen verwendet werden, ahnen wir noch die Herkunft des Materials, lassen uns aber schnell auf die neue Form ein.
Verschiedene Traditionen fließen ein in das Oeuvre Konrads, z.B. die Yoruba-Keramik. Abstrakte Bildhauerei ist ein Phänomen des frühen 20. Jahrhunderts. Sie entwickelte sich parallel zur abstrakten Malerei bei Hans Arp, Max Bill, Constantin Brancusi, Eduardo Chillida, Naum Gabo, Zoltán Kemeny, Hans Uhlmann.
Karsten Konrad hat bis 1992 Freie Plastik an der HdK in Berlin bei David Evison und Marina Abramovic studiert, danach am Royal College of Art in London als Meisterschüler bei David Evison.
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