Wenige Kilometer von seinem Geburtsort Eisleben entfernt ging Martin Luther in Eisenach zur Schule. Auch die Wartburg, auf der Luther die Bibel übersetzte, ist von Eisenach zu Fuß zu erreichen. Der japanische Künstler Tatzu Nishi hat Eisenach besucht und den dortigen Karlsplatz als Schauplatz für eine neue Installation ausgewählt: Tatzu Nishi wird um die Luther-Skulptur ein Schlafzimmer bauen (Foto oben: Aufbau der Installation, Eisenach, 30. September 2016). Der Wortkünstler Martin Luther steht also im Raum des Bildhauers Tatzu Nishi: genauer: in seinem Bett.

‚Alsdann flugs und fröhlich geschlafen (in Bed with Martin Luther)‘ wird am Sonntag, 16. Oktober 2016, 14.00 Uhr, im Beisein des Künstlers eröffnet. Mit dabei: Die ‚Schirm-Herrin‘ Katja Wolf, Oberbürgermeisterin von Eisenach, und der Ministerpräsident des Freistaats Thüringen, Bodo Ramelow, ein Nachfahre des Evangelischen Predigers Johann Phillip Fresenius (1705 – 1761). Mit dabei auch: Johannes Sparsbrod, Pfarrer für Kultur und Ökumene in Eisenach, und Alexander Ochs, Kurator und Freund Tatzu Nishis.

Tatzu Nishi lebt als Wanderer zwischen den Welten und ewiger Flâneur eine transkulturelle Identität. Mit Installationen und Interventionen umbaut er häufig die Schnittstellen von öffentlichen, halb-öffentlichen und privaten Räumen. Als Grenzgänger beobachtet er eine Kultur, die ihm fremd ist und spürt Zeichen auf, die dem gewöhnlichen Passanten entgehen: Denkmäler, Skulpturen, architektonische Details, Elemente der Stadtmöblierung. Tatzu Nishi begreift diese Versatzstücke des öffentlichen Lebens als „objets trouvés“. So sorget vor vier Jahren eine seiner begehbaren Installationen in New York für Furore: 2012 inszenierte Tatzu Nishi die berühmte Columbus-Statue in Manhattan als „temporäres Wohnzimmer“. Nun wird Tatzu Nishi in Eisenach architektonische Wirklichkeiten ironisieren und mit seinem skulpturalen Eingriff neue Blickwinkel auf das Luther-Denkmal und den Karlsplatz öffnen.

Tatzu Nishi und Johannes Sparsbrod vor dem Luther-Denkmal

Tatzu Nishi und Johannes Sparsbrod vor dem Luther-Denkmal

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Alexander Ochs (Mi.) und Johannes Sparsbrod (re.) mit Eisenacher Freunden